1837
Wie, aufgescheucht vom
Lieblingssitz, die Taube
Unstät, geängstigt flattert
hin und her;
So fand auch ich nicht Rast
und Ruhe mehr,
Seit ich verließ am Rhein die
stille Laube.
Nun reifte mir die Schlehe
statt der Traube,
Und bald nach Lenzes später
Wiederkehr
Durchzog das Land der Nebel
kalt und schwer,
Daß früh der Sommer ward dem
Herbst zum Raube.
So unterlag mein Herz der
ernsten Macht
Des Heimwehs, tief
erschütternd alle Sinnen,
Und all’ mein Sehnen galt nur
dir, o Rhein...
Da sah ich wieder deiner Ufer
Pracht,
Der Dome Herrlichkeit, der
Schlösser Zinnen,
Und in mein Herz zog neues
Leben ein.
Wie seh’ ich gern auf altem
Heil’genbilde
Geneigt vor dir – Maria stehn,
die Reine,
Die in des Herzens makellosem
Schreine
Der Gnaden Fülle trägt und
Seelenmilde.
Du aber mit der Muttersorgen
Schilde
Beschützest sie, daß einst
sie, so wie keine
Der Erdentöchter, auserwählt
erscheine
Und heilig in der Ewigkeit
Gefilde!
Was frommt der AnmuthReiz, des
Geists Erbeben,
Wenn wir entbehren jenes ew’ge
Manna,
Das nur allein vermag das Heil
zu geben.
D’rum bitt’ für uns, o heil’ge
Mutter Anna,
Daß wir zu Dem eingehn in’s
ew’ge Leben,
Dem Erd’ und Himmel rufen:
„Hosianna!
1796 – 1848 Zum
heil’gen Opfermahl die Glocken laden
Mit mächtig wogend feierlichen
Klängen,
Die Gläubigen sich zum Gebete
drängen,
Zum einigen, auf allen sieben
Pfaden.
Und bald wie Sturm an
donnernden Gestaden,
Wie Flöten bald zu hohen Preisgesängen,
Ertönt die Orgel d’rein, als
ob erklängen
Der Sel’gen Harfen vor dem
Lamm der Gnaden.
Da lodert hell die Glut in
aller Herzen,
Und feuchte Blicke kehren sich
nach oben,
Die Seelen schweben leicht auf
Weihrauchdüften.
Und wie der Sohn zur Sühne
wird erhoben,
Erheben alle still in Lieb’
und Schmerzen,
Vom Friedenskuß berührt aus
Himmelslüften.