Wilhelm Smets                           Rückkehr an den Rhein

                                                                            1837

 

Wie, aufgescheucht vom Lieblingssitz, die Taube

Unstät, geängstigt flattert hin und her;

So fand auch ich nicht Rast und Ruhe mehr,

Seit ich verließ am Rhein die stille Laube.

 

Nun reifte mir die Schlehe statt der Traube,

Und bald nach Lenzes später Wiederkehr

Durchzog das Land der Nebel kalt und schwer,

Daß früh der Sommer ward dem Herbst zum Raube.

 

So unterlag mein Herz der ernsten Macht

Des Heimwehs, tief erschütternd alle Sinnen,

Und all’ mein Sehnen galt nur dir, o Rhein...

 

Da sah ich wieder deiner Ufer Pracht,

Der Dome Herrlichkeit, der Schlösser Zinnen,

Und in mein Herz zog neues Leben ein.

 

 

 

 

 

Wilhelm Smets                           Sankta Anna

 

Wie seh’ ich gern auf altem Heil’genbilde

Geneigt vor dir – Maria stehn, die Reine,

Die in des Herzens makellosem Schreine

Der Gnaden Fülle trägt und Seelenmilde.

 

Du aber mit der Muttersorgen Schilde

Beschützest sie, daß einst sie, so wie keine

Der Erdentöchter, auserwählt erscheine

Und heilig in der Ewigkeit Gefilde!

 

Was frommt der AnmuthReiz, des Geists Erbeben,

Wenn wir entbehren jenes ew’ge Manna,

Das nur allein vermag das Heil zu geben.

 

D’rum bitt’ für uns, o heil’ge Mutter Anna,

Daß wir zu Dem eingehn in’s ew’ge Leben,

Dem Erd’ und Himmel rufen: „Hosianna!

 

 

 

 

Wilhelm Smets                           Das Hochamt im Dom

Von Ehrenstein                         

1796 – 1848                                                 Zum heil’gen Opfermahl die Glocken laden

Mit mächtig wogend feierlichen Klängen,

Die Gläubigen sich zum Gebete drängen,

Zum einigen, auf allen sieben Pfaden.

 

Und bald wie Sturm an donnernden Gestaden,

Wie Flöten bald zu hohen Preisgesängen,

Ertönt die Orgel d’rein, als ob erklängen

Der Sel’gen Harfen vor dem Lamm der Gnaden.

 

Da lodert hell die Glut in aller Herzen,

Und feuchte Blicke kehren sich nach oben,

Die Seelen schweben leicht auf Weihrauchdüften.

 

Und wie der Sohn zur Sühne wird erhoben,

Erheben alle still in Lieb’ und Schmerzen,

Vom Friedenskuß berührt aus Himmelslüften.